Ein Band aus 21 großformatigen Lichtinstallationen zog sich um den Innenstadtring von Leipzig. Der 35. Jahrestag der entscheidenden Montagsdemonstration der Friedlichen Revolution war der Anlass, um mit Licht und zehntausenden von Kerzen zu erinnern. Doch die internationalen Kunstprojekte wollten nicht nur erinnern, sondern auch erzählen und berühren – was ihnen auch gelang. Jedes reflektierte auf seine eigene Weise einen Bezug zum Herbst ’89 und verwies zugleich auf die Gegenwart. Ob es die großformatige „Ode an die Demokratie“ an der Evangelisch-reformierten Kirche war, eine kraftvolle audiovisuelle Installation aus Leipzigs Partnerstadt Frankfurt am Main, oder die energiegeladenen Tänzerinnen und Tänzer der trinationalen Performance „(De)konstruieren“ (Partnerstadt Lyon) vor dem Hauptbahnhof – sie alle begeisterten die Zuschauer. Installationen erleuchteten die Strecke, an der am 9. Oktober ’89 der Schießbefehl drohte und Angst herrschte, aber der Mut der Menschen siegte.
Einige Lichtprojekte werden bis zum Wochenende, vom 10. bis 12. Oktober 2024 gezeigt. Von 19:00 bis 23:00 Uhr laden Lichtinstallationen am Nikolaikirchhof, Augustusplatz, Burgplatz und Wilhelm-Leuschner-Platz zum Besuch ein.
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Ein Tag, der die Welt veränderte
Die Besonderheit dieses 9. Oktober 1989 in Leipzig wurde auch bei den Grußworten auf dem Augustusplatz betont. Burkhard Jung, Oberbürgermeister der Stadt Leipzig, war die Freude über die vielen Besucher des Lichtfestes, die er auf dem Augustplatz begrüßte, ins Gesicht geschrieben. Er bedankte sich ausdrücklich „bei all den Menschen, die 1989 mit großem Herzen und unglaublichem Mut dafür gesorgt haben, dass wir heute hier in Freiheit und Demokratie stehen können.“
Er erinnerte daran, „die Botschaft zu verteidigen, die Freiheit und die Selbstbestimmung, für die Menschenwürde und die Demokratie als unantastbare Güter zu streiten und zu kämpfen.“
Eine persönliche Erinnerung an den Herbst ’89 brachte Michael Kretschmer, der Ministerpräsident von Sachsen, mit: „In meiner Heimatstadt Görlitz ging ich als 14-Jähriger zu den Montagsdemonstrationen. So alt wie mein Sohn heute ist. Und heute habe ich gedacht: Wie großartig, dass Kinder und Jugendliche das miterleben können – gemeinsam mit ihren Eltern. Sie machen das möglich“, bedankte sich Kretschmer bei den Leipziger Bürgern: „Ich kenne keinen anderen geschichtsträchtigen Tag in der Bundesrepublik Deutschland, der so lebendig 35 Jahre danach noch begangen wird. Sie sind zu Recht die Stadt der Friedlichen Revolution.“
Hintergrund
Mit dem Lichtfest Leipzig, dem Friedensgebet und der „Rede zur Demokratie“ erinnert die Stadt Leipzig jährlich am 9. Oktober an die Ereignisse der Friedlichen Revolution im Herbst 1989. Bereits seit 1982 hatten Friedens-, Umwelt- und Menschenrechtsgruppen regelmäßig zu Friedensgebeten in die Nikolaikirche eingeladen. Von hier gingen im September 1989 die Montagsdemonstrationen aus. Nach den Friedensgebeten in mehreren Kirchen versammelten sich am 9. Oktober in der Leipziger Innenstadt schließlich mehr als 70.000 Menschen, um gewaltfrei zu demonstrieren – der Durchbruch für die Friedliche Revolution und ein Schlüsselereignis der deutschen und europäischen Geschichte. Der 9. Oktober 1989 gilt als Voraussetzung für den Fall der Mauer am 9. November und die deutsche Wiedervereinigung.
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